Einführung und Eingrenzung

Diese Art von Artikel ploppen in der Regel immer so kurz vor oder kurz nach Neujahr auf. Dann geht es um Fragen wie „Was sind die Webdesign-Trends für 2024“ oder „Was wird sich 2025 im Webdesign ändern“, woraufhin der Autor des Artikels dann ausgehend vom aktuellen Status Quo eine nicht besonders kühne Vorausschau auf die Entwicklung der Dinge im Webdesign zum Besten gibt.

In diesem kleinen Beitrag wollen wir hingegen nicht ins nächste oder übernächste Jahr schauen, sondern wir versuchen zu antizipieren, was die nächste große Veränderung im Webdesign sein wird und wie eine typische Website dann aussehen könnte. Dazu müssen wir gar nicht wie im Bereich Science Fiction unserer Fantasie freien Lauf lassen, sondern können anhand der aktuellen Entwicklungen relativ konkrete Prognosen aufstellen.

Wichtig vorab wäre noch zu erwähnen, dass wir uns hier nicht damit beschäftigen wollen, wie eine Website in Zukunft erstellt wird. Diese Frage bietet Stoff für einen eigenen Artikel, auf den wir vielleicht irgendwann nochmal zurückkommen. Nein, stattdessen konzentrieren wir uns lediglich auf das Ergebnis, also wie eine typische Website in ein paar Jahren aussieht, wie sie vom User bedient wird, wie sie mit dem User interagiert.

Wie war Webdesign früher

Dazu schauen wir uns zunächst einmal ganz kurz an, wie Webseiten früher ausgesehen haben. Frühe Webseiten bestanden hauptsächlich aus statischem HTML-Code, waren sehr textlastig und hatten oft begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich grafischer und multimedialer Elemente. Die Möglichkeit, mit einer Website zu interagieren, war kaum bis gar nicht vorhanden genauso wie das Berücksichtigen unterschiedlicher Nutzerpräferenzen oder -bedürfnisse. An Responsivität, schnelle Ladezeiten oder sicheres Surfen hatte man überhaupt noch nicht gedacht.

Im Laufe der Zeit haben sich Webseiten dann zu interaktiven, visuell ansprechenden und responsiven Plattformen entwickelt, die eine breite Palette von Medien, Interaktionen und personalisierten Erlebnissen bieten konnten. Das hatte vor allem mit den Fortschritten in Technologie, Design und Entwicklung zu tun. Konkret sind hier zum Beispiel das Etablieren von CSS, Javascript und Ajax zu nennen ebenso wie Smartphone und Tablet oder auch Social Media und Breitband-Internet.

Was zeichnet Webdesign heute aus

Responsives Design und mobile Optimierung

Im Gegensatz zu früher wird heute bei Webseiten responsives Design und mobile Optimierung groß geschrieben, da immer mehr Nutzer auf verschiedenen Geräten wie Smartphones, Tablets und Desktops surfen. Webseiten passen sich automatisch an die Bildschirmgröße an, um eine konsistente und optimierte Darstellung zu gewährleisten.

Minimalistisches Design und flache UI-Elemente

Nicht nur im Bereich Wohnen und Einrichten hat der Minimalismus vor einigen Jahren seinen Siegeszug angetreten, sondern auch im Webdesign ist Minimalismus ein vorherrschender Trend. Klare, einfache Layouts mit flachen UI-Elementen fördern die Benutzerfreundlichkeit und tragen zur Fokussierung auf den Hauptinhalt bei. Das Motto lautet „Weniger ist mehr“ mit Betonung auf klarem Design und leicht verständlichen Schnittstellen.

Mikrointeraktionen und Animationen

Mikrointeraktionen sind kleine, subtile Animationen oder Bewegungen von Elementen, die Nutzern Feedback geben oder ihre Interaktionen auf Webseiten verbessern. Animationen werden nicht nur zur visuellen Stimulation verwendet, sondern auch, um den Usern eine klare Orientierung zu bieten und die Benutzererfahrung zu verbessern.

Dunkler Modus

Einen pragmatischen Grund für die steigende Beliebtheit gibt es auch beim sogenannten „Dunklen Modus“. Dieser ist nämlich nicht nur eine augenschonende Alternative zum hellen Design, sondern kann auch die Akkulaufzeit von Geräten mit OLED- oder AMOLED-Bildschirmen verlängern. Dunkle Hintergründe mit kontrastreichen Elementen sind ein Markenzeichen dieses Trends.

Scroll-basierte Erzählungen

Bestimmte Webseiten setzen vermehrt auf lange Scroll-Seiten, um Geschichten zu erzählen oder Informationen schrittweise zu präsentieren. Dies ermöglicht eine flüssige und zusammenhängende Erzählweise, ohne dass der Nutzer zwischen verschiedenen Seiten wechseln muss.

Frau nutzt Webdesign der Zukunft durch VR-AR-Brille auf der Couch zuhause

Technologischer Fortschritt als Treiber und Brücke zum Webdesign der Zukunft

KI

Wenn es um die Zukunft geht, dann ist KI derzeit das erste, was den Leuten in den Sinn kommt. Auch beim Thema Webdesign wird KI ohne jede Frage einen riesigen Fußabdruck hinterlassen und die Zukunft des Webdesigns auf vielfältige Weise verändern. Sei es bei der Analyse von großen Datenmengen zur Verbesserung von Inhalten, durch Automatisierungen beispielsweise beim Gestalten von Layouts oder mit Chatbots, die eine interaktive Unterstützung bieten und die Benutzererfahrung verbessern.

Sprachsuche und Voice User Interface (VUI)

Vor ein paar Jahren galt das Suchen per Sprache noch als das nächste große Ding, auch im Mainstream dank Siri, Alexa und Co. Und auch wenn dies nun aufgrund anderer technologischer Entwicklungen ein wenig in den Hintergrund gerückt ist, ist die zunehmende Verbreitung von sprachgesteuerten Suchanfragen und Voice User Interfaces immer noch vorhanden und wird weiterhin Auswirkungen auf das Webdesign haben, wie wir es kennen.

Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)

Kommen wir nun zu dem Treiber, der aus unserer Sicht den stärksten Einfluss aufs Webdesign haben wird – VR und AR. Virtual Reality (VR) wird auf lange Sicht die Zukunft des Webdesigns sein. Augmented Reality (AR) hingegen wird den Weg dorthin ebnen und mittelfristig Webdesign, wie wir es bisher kannten, auf den Kopf stellen. Wie damals mit dem iPhone spielt auch hier wieder Apples neuestes Produkt, die Vision Pro, eine entscheidende Rolle, um AR einer breiten Masse zugänglich zu machen. Auch wenn Anfang nächsten Jahres bei Verkaufsbeginn nur Apple-Jünger und AR-Enthusiasten bereit sein werden, 3499 $ für eine AR/VR-Brille auszugeben, so ist die Markteinführung dennoch der erste Schritt hin zu einer breiteren Akzeptanz dieser Technologie. Dass andere Big Tech Unternehmen wie Mark Zuckerbergs Meta ebenso voll auf diese Karte setzen, unterstreicht die Dynamik, die diese Entwicklung bereits bekommen hat.

Wie könnte das Webdesign von morgen aussehen

Große Webseiten

Augmented Reality bedeutet ja, dass die Live-Umgebung des Users um zusätzliche Elemente erweitert wird. Ein solches Element kann zum Beispiel der Browser sein, auf dem wir Webseiten besuchen. Wie das konkret aussieht, kann man dem Einführungsvideo zur Vision Pro entnehmen. Die Größe des Browsers lässt sich beliebig verändern – und zwar so weit verändern, dass dieser eine ganze Wand abdecken kann. Das bedeutet für die Entwickler von Webseiten, dass man anders als beim Mobile-First-Ansatz Fotos und Grafiken in Bezug auf die Pixel auch nach oben und nicht nur nach unten hin optimieren muss, um dafür zu sorgen, dass Bilder auch in riesigen Browserfenstern gut aussehen.

Großer Browser VR Apple Vision Pro

Horizontal statt Vertikal

Anders als im Einführungsvideo zur Vision Pro zu beobachten ist, glauben wir, dass sich das Scrollen fundamental verändern und dies vielleicht die größte Änderung im Webdesign darstellen wird. Aus unserer Sicht ist das vertikale Scrollen, wie wir das zum Beispiel mit dem Mausrad unserer PC-Maus oder beim Wischen auf dem Smartphone tun, beim Einsatz von AR alles andere als intuitiv. Die intuitive Bewegung wäre horizontales (Weg-)wischen, etwa wie uns das Steven Spielberg bereits im Jahr 2002 mit dem Film Minority Report gezeigt hat. In einer frühen Szene des Films wischt Tom Cruise aka John Anderton Inhalte seiner Hologram-Bildschirme zur Seite weg und nicht nach unten. Wieso? Weil das die natürliche und mit dem geringsten Aufwand verbundene Bewegung in dieser Situation ist. Das bedeutet, dass Entwickler und Designer in Zukunft viel mehr auf horizontale Scroll- und vor allem Drag-Bewegungen setzen müssen, um intuitive Website-Erlebnisse zu schaffen.

AR Augmented Reality in Minority Report

Minimalismus durch Slides

Wieso wir glauben, dass horizontal das neue vertikal wird, haben wir im letzten Abschnitt ja schon erläutert. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter und glauben, dass Scrollen durch Draggen abgelöst wird, da wir die Anzahl der Hand- oder Fingerbewegungen beim Surfen auf einer Site minimieren wollen. Das bedeutet konsequenterweise für uns als Entwickler, dass wir nicht mehr schier unendlich viel (seitlichen) Raum haben, um unsere Elemente zu platzieren, sondern mit horizontalen Slides werden arbeiten müssen, die man als User mit einem einzigen Wischen erreichen kann. Durch Slides werden wir gezwungen sein, Informationen in viel verdichteter Form als bisher zu präsentieren und dem individuellen Bedarf an mehr Informationen durch kreative Lösungen zu begegnen. Darüber hinaus wird Fullscreen Hintergrundbildern und Fullscreen Videos wieder eine viel größere Bedeutung zukommen als aktuell. Wir mussten lange suchen, um Webseiten zu finden, die dies jetzt schon veranschaulichen können. Diese Website und mit Abstrichen diese Website kamen unserer Vision am nächsten.

Große Navigation

So wie Apple die Startseite seines Browsers in der Vision Pro sieht, so könnte unserer Meinung nach auch das zukünftige Menü einer Website aussehen. Große Vorschaubilder pro Menüpunkt, in dem der User schon sehen kann, was ihn auf der jeweiligen Unterseite erwartet. Diese könnten statisch sein oder wie bei einem GIF eine dynamische Preview der jeweiligen Unterseite anzeigen.

Navigation in Vision Pro AR

Schnipsen im Augenblick

Dass das Thema Voice User Interface beim Einsatz von AR an Bedeutung gewinnen könnte, ist nicht schwer vorzustellen. Welche Auswirkungen dies aufs Webdesign haben könnte, kann man an der aktuellen Nutzung von eben solchen Interfaces erahnen. Was für Veränderungen allerdings auf uns zukommen, wenn wir mit Hilfe unserer Augen ein Element auswählen und dieses mit einem Schnipsen oder dem Zusammendrücken unserer Fingern „anklicken“ können, das erfordert dann schon wesentlich mehr Fantasie. Was denkst du, wie könnnte sich diese Innovation auf das Webdesign von morgen auswirken?

Fazit

Ob die Markteinführung von Apples Vision Pro wirklich den Start in eine neue Ära des Webdesigns markiert oder es sich wieder nur um ein neues, viel zu teures Spielzeug für Tech-Nerds handelt, wird sich schon bald zeigen. Unabhängig davon, ob es Apples VR/AR-Brille oder es doch ein anderes Produkt sein wird, das die Massen von dieser Technologie überzeugt und in den Bann zieht, sind die gravierenden Veränderungen, die auf unsere Branche zukommen, aus unserer Sicht nicht aufzuhalten. Ob es wirklich darauf hinaus läuft, was wir hier beschrieben haben oder ob es doch in eine komplett andere Richtung gehen könnte, darüber lässt sich streiten diskutieren. Und genau dazu laden wir dich herzlich ein. Was denkst du, erwartet uns in den kommenden Jahren? Und wie willst du darauf reagieren? Was kann man als Webdesigner/Webentwickler jetzt schon für sich und/oder für die Kunden tun? Wir sind gespannt und freuen uns auf deine Meinung und Ideen!

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